DIE PAWLOWSKIS forte Das Göttinger Generationen-Kabarett

und noch ne Kritik

HarzKurier, 23. Oktober 2012

Göttinger Generationen Kabarett forte
"Es wird Zeit für uns zu gehen..."

 


BAD SACHSA. Im Jahr 2013 feiern Vater Klaus und Sohn Peter Pawlowski ihr 30. Bühnenjubiläum, doch auf der Abschiedstournee mit den Highlights der letzten drei Programmen lassen sie es gemeinsam mit Uschi Simon noch einmal so richtig krachen.

Da ist es selbstverständlich, dass auch journalistische Pannen mit zu früh angekündigten Terminen durchaus in das Programm eingebaut und als Angriff auf die Lachmuskeln eingesetzt werden. Das, was am Freitagabend in der Aula des Pädagogiums geboten wurde, gehörte kabarettistisch sicher in die erste Liga. Wortwitz, trefflich verdrehte, gereimte und sezierte, aber auch spitz auf den Punkt gebrachte politische Vorlagen und Ungereimtheiten wurden durch die drei so treffend in Szene gesetzt, dass der erste Lacher auch oft die innere Zustimmung oder Verwunderung nach sich zog. Auch wenn manchmal teils harte Fakten auf das Korn genommen wurden, der Schritt unter die berüchtigte Gürtellinie - wie er heute oft in der Comedy genutzt wird, war hier zwar manchmal angekratzt, aber die Grenze wurde nicht überschritten. Wie es sich für einen Abschied gehört begann auch dieser Abend mit einem Nachruf: " Liebe Trauernde, liebe Hintertriebene heute heißt es Abschied nehmen von den Pawlowskis?".

Das, was dann folgte, war ein 105-minütiges Programm mit alten und neuen Szenen, die allen Spaß machten. Es ist schon verwunderlich, dass alte Programmpunkte mit neuen Namen versehen, durchaus aktueller denn je sein können. Ob nun zum Thema Konsumverhalten beim Einkaufswagen: "? erreichen die Kasse mit Müh und Not. Berge im Wagen, nur nicht Butter und Brot"; dem Liebeslied für die Sachbearbeiterin vom Arbeitsamt; dem "Hartz IV Schaugehege im Harz": "Durch die Abgeschiedenheit kommt die arbeitende Bevölkerung mit meinem Rudel nur in Berührung wenn Sie es wollen. Wir müssen jedoch in der derzeitigen Situation aufpassen, dass das Rudel nicht zu groß für unser Gehege wird, sonst muss artgerecht ausgedünnt werden"; der Pressekonferenz der Koalitionspartner mit aktuellen Bezügen aus bekannten Liedern, Angela zur Kanzlerkandidatur der SPD : "drei Affen rasen durch den Wald?" stets wurde passend getroffen.

So machte man sich auch beim Thema Terminpräsenz der Politiker so seine Gedanken. Ob nun mit dem Double Blues: "Ja Guido und Angelen - haben Angst um ihre Seelen?" oder der Nutzung von Politrobotern der neuesten Generation - spätesten bei den musikalischen Ratschlägen für das Leben in einer Selbsthilfegruppe fand sicher jeder seinen Bezug. Hervorragend auch der Blickwinkel dreier Brötchen in der Bundestagskantine oder Bungee-Jumping vom Köllner Dom unter dem Motto "wir wollen fun."

Die Artgerechte Seniorenhaltung unter dem Motto: "auch alte Menschen brauchen Auslauf, so auch unsere Freilandsenioren. Der Biosenior ist aber gesünder und lebt länger", oder die Familie als Keimzelle der Gesellschaft standen dabei zur Debatte. Ganz aktuell auch das Märchen vom kleinen Land Germania mit Königin Angela, dass akute Nachwuchsprobleme mit Jogis Jungs als "Heldenzeuger" zur "Belohnung" für das Schwedenspiel vorsah. Gleichfalls kamen die Ferndiagnose per Internet mit entsprechender Selbstdiagnose zur Senkung der Kassenkosten und der "For ever Young Virus" auch genannt "Dagmar Berghof Bazille" so zur Sprache.

Wenn dann mit dem letzten Lied, dem "Optimisten-Boogie" das typisch deutsche Jammern aufs Korn genommen wird, dann hilft vielleicht die Lebensweisheit: "will die Kasse dir ein neues Gebiss verweigern, schau nach E-Bay, dort kannst du günstig eins ersteigern." Mit großem Beifall und einer Zugabe klang der Abend mit einem "Gute Nacht Freunde, es wird Zeit für uns zu gehen?" aus. Michael Schaschek